18. Juni 2018

Vor einigen Tagen stellte acatech (Deutsche Akademie der Technikwissenschaften) und die Körber-Stiftung das «TechnikRadar 2018: Was die Deutschen über Technik denken» vor.

 

Die umfassende Umfrage soll alle zwei Jahre wiederholt werden und hat folgende Zielsetzung :

 

«Auf Grundlage einer regelmäßigen, bundesweit repräsentativen Befragung möchte das TechnikRadar als Frühwarnsystem dienen, Innovationsprozesse unterstützen und Fehlentwicklungen des technologischen Wandels rechtzeitig erkennbar machen, so dass neue Produkte und Technologien im Einklang mit den Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger stehen. Das TechnikRadar soll als fundierte Grundlage für die Diskussion um den Stellenwert, die Gestaltungsmöglichkeiten und die Erfordernisse einer Regulierung von Technik und Innovation dienen. »

 

Gerade in Zeiten des raschen technologischen Wandels geht es auch aus Sicht der Stiftung Risiko-Dialog darum, die Bedürfnisse der Bevölkerung aktiv in den Transformationsprozess miteinzubeziehen. Die Stiftung Risiko-Dialog nahm daher an der Präsentation und Diskussion der Resultate in Berlin teil, auch da der aktuelle Schwerpunkt des TechnikRadars auf der «Digitalisierung» lag. Gerade diesem Thema wird sich die Stiftung in Zukunft noch stärker widmen.

 

Was sind die wichtigsten Resultate des «TechnikRadar 2018»? Ein Grossteil der deutschen Bevölkerung denkt, dass der technische Fortschritt die Zukunft noch stärker prägen wird und es keinen Weg zurück gibt. Dabei helfen technische Neuerungen vor allem dort, wo diese im Einklang mit sozialen Werten wie beispielsweise Schutz der Umwelt oder sinnhafte Tätigkeiten stehen. Die meisten Befragten bewerten daher den Einsatz erneuerbarer Energien zur Bekämpfung der Klimaerwärmung als sehr nützlich oder eher nützlich. Der Digitalisierung und ihren Folgen stehen die Befragten differenziert gegenüber. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten erwartet einen Komfortgewinn bspw. dank Smart Home. Rund zwei Drittel überlegen sich jedoch, ob sie die Hoheit über ihre persönlichen Daten aus der Hand geben oder dass Hacker in die Computernetzwerke eindringen und die Infrastruktur gefährden können (autonomes Fahren, Smart Home etc.). Im Gesundheitsbereich sind fast alle der Meinung, dass Ärzte weiterhin aufgrund ihrer Erfahrung Diagnosen erstellen sollten und nicht nur auf Basis von Big Data resp. künstlicher Intelligenz. Pflegeroboter sollten v.a. eingesetzt werden, um das Personal von Routineaufgaben zu entlasten. Ansonsten besteht Skepsis, ob Pflegebedürftige weniger menschliche Zuwendung erhalten. Kurzum: Technik soll sinnvoll und nicht nur um der Technik willen eingesetzt werden.

 

Die vollständige Studie ist HIER frei zugänglich.

 

Die Resultate zeigen ein differenziertes Bild zur Einstellung und Akzeptanz der Technologien. Die anschliessende Diskussion fragte nach der Bewertung. Zugespitzt zeigten sich zwei Lager: Die einen wünschten sich einen verstärkten Blick der Bürger/innen gleichermassen auf die Chancen von Technologien und deren Opportunitäten – auch um Innovation und globale Stärke weiterhin zu sichern. Die anderen hoben stärker hervor, dass kompetente und differenziert-urteilende Bürger/innen das zentrale Element unserer Gesellschaft sind. Diese lehnen Technologie nicht per se ab, sondern setzen vielmehr Rahmenbedingungen, wie Transformationsprozesse ablaufen sollten und die Zukunft aktiv gestaltet werden kann. Letztliche bleibt es bei einer vernünftig und v.a. gemeinsam ausgehandelten Balance zwischen Ökonomie, Ökologie und sozialer Dimension einer nachhaltigen Entwicklung.

 

Matthias Holenstein